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Ahoi und herzlich willkommen bei den Kajütengesprächen des Neue Hanse Business Clubs. Mein Name ist Doris Stegemann und zusammen mit Canan Ramrath unterhalten wir uns mit Dietmar Baro über seinen Werdegang, seine jetzige Position und seine Auffassungen zum Thema “Mitarbeitende, Marketing und Nachhaltigkeit”.
Dietmar Baro war mit uns in der Kajüte!
Dietmar stellt vor: Wie Danfoss mit 44.000 Mitarbeitenden globale Klimasolutions vorantreibt. Von virtuellen Meetings bis hin zu globalen Standorten – entdecke, wie Danfoss Technologie und Innovation nutzt, um die Industrie zu revolutionieren. Bleib auf dem Laufenden über die neuesten Fortschritte in der Klima- und Energieeffizienz, die von echten Branchenführern gesetzt werden.
Also, rein in die Kajüte und los geht’s!
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Canan:
Herzlich willkommen zu unserem heutigen Kajütengespräch, Dietmar Baro. Ich freue mich sehr auf unser Interview und starte gleich mit der ersten Frage. Ich bin ja sehr neugierig, Dietmar. Erzähl doch mal, wer bist du denn?
Dietmar:
Ja, erstmal vielen Dank für die Einladung zum Kajütengespräch. Mein Name ist Dietmar Baro, ich wohne in Hamburg, habe drei Kinder, bin verheiratet und meine drei Kinder halten mich natürlich sehr gut auf Trab. Das ist so das Private. Ich habe es geschafft mit zwei Mädels – die eine ist 14, die andere ist 9 Jahre alt – dass sie am gleichen Tag Geburtstag haben. Das ist sehr spannend und bringt auch immer sehr viele Themen mit sich, wie, wer feiert zuerst Geburtstag, wieso feiert die eine Dame zuerst, wieso wird hier gefeiert. Was mache ich? Ich arbeite bei der Firma Danfoss in Hamburg bzw. in Dänemark. Das Headquarter ist in Dänemark. Wir haben eine Personalgröße von 44.000 Mitarbeitenden, einen Umsatz von ca. 11 Milliarden Euro, sind mit 100 Standorten weltweit unterwegs und versuchen, mit entsprechenden Lösungen die Nachhaltigkeit in den Griff zu kriegen.
Canan:
Das war wirklich eine kurze, knackige Vorstellung, Dietmar. Ich bin ja total neugierig. Ich meine, es sind ja “nur” 44.000 Mitarbeitende, das erscheint mir doch sehr wenig (Ironie). Wie bist du denn da hingekommen, zu dem, was du da machst, und was machst du genau?
Dietmar:
Also, wie bin ich da hingekommen? Ich habe davor bei der Firma Bombardier in Berlin gearbeitet und habe mich dann für das Thema “Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Lösungen” interessiert. Dann bin ich auf die Firma Danfoss gestoßen und bin da dann über einen Recruiter angefragt worden. Mir war selbst nicht klar, was die Firma Danfoss alles produziert. In Deutschland kennt man die Firma Danfoss hauptsächlich von Thermostaten im Heizungsbereich, speziell in Wohnungen und Häusern. Ich musste selbst mit Erschrecken oder mit guten Gefühlen feststellen, dass es viel mehr ist als nur dieses Thema. Sie machen sehr viel in den Bereichen Hydraulik und Klimalösungen für Anlagen, Produktionen und für Gebäude. Sie sind bei dem Thema Elektrifizierung sehr stark und das Ziel des Unternehmens ist, eine CO²-neutrale Umwelt zu schaffen mit ihren neuen Klimalösungen, die halt hier kundenorientiert sind. Und was mache ich da? Ich arbeite im Bereich Klimasolutions. In diesem Bereich machen wir Klimalösungen, klimafreundliche Lösungen für Gebäude und Anlagen. Ich bin verantwortlich für den Bereich Applikation, Systeme und Technologie. Das heißt, mein Bereich schaut, welche neuen Technologien gibt es weltweit und welche Lösungen gibt es noch im Bereich der Applikation, nicht nur in Europa, auch in Asien, Indien und den USA. Heutzutage sind Wärmepumpen ein großes Thema hier in Deutschland. Wie kann man diese nachhaltig aufbauen? Wie kann man das ganze Thema in Gebäuden energieeffizient gestalten, aber halt auch der Bereich Datacenter. Wieso Datacenter? Das Thema Digitalisierung wurde von Doris angesprochen. Da haben wir sehr viele große Themen im Bereich der künstlichen Intelligenz. Dadurch wird mehr Energie gebraucht oder mehr Datenpower. Diese Energie muss natürlich aufgefangen werden, um sie auch wieder CO²-neutral zu nutzen. Das heißt, wir würden die Wärme, die da entsteht, nutzen und weiter in Gebäude reinbringen oder in den privaten Bereich, sprich Fußbodenheizung, oder in den Bereich von Produktionen. Das ist ein sehr spannendes Thema. Man hat sehr viele Möglichkeiten. Das ist ein großes Feld im Bereich Energieeffizienz und Energieeinsparung, das korrespondiert in CO². Und so bin eigentlich zu der Firma Danfoss gekommen. Das war genau vor 8 Jahren jetzt.
Canan:
Das ist eine lange Zeit. Wie viele Mitarbeitende sind in deinem Unternehmen, wie viele sind in deinem Team und unterstützen dich dabei?
Dietmar:
Wir sind bei uns im Climate Solution ca. 11.000 Mitarbeitende. In dem Bereich, in dem ich zuständig bin, haben wir 100 bis 120 Spezialisten, das heißt, Spezialisten, die wirklich sehr große Kompetenzen im Bereich Applikation haben. Wir von Danfoss sind sehr stark produktorientiert, das heißt, wir sind gut in den Bereichen Ventile, Kompressoren, Wärmetauscher, Digitalisierung und wie das ganze Thema zusammengesetzt wird. Dafür ist mein Team verantwortlich, und wir gucken, welche neuen Technologien gibt es, um wirklich den Wandel auf CO²-neutral bis 2030 oder 2035/2040 zu schaffen. Das ist unser Ziel.
Canan:
Das ist natürlich ein hehres Ziel. Wie siehst du die Chancen, dass diese Ziele auch so tatsächlich erreicht werden? Was machst du dafür und was macht das Unternehmen?
Dietmar:
Also, wir als Unternehmen zum Beispiel machen Pilotprojekte. Wir kriegen auch ganz viele Besuche von Staatsoberhäuptern aus unterschiedlichen Ländern. Wir haben zum Beispiel in Nordborg ungefähr zweieinhalb Stunden von Hamburg entfernt, wenn man in Richtung Flensburg fährt, direkt hinter der Grenze einen Campus, so ein Headquarter. Den haben wir CO²-neutrag gestaltet, damit die Leute auch sehen, es gibt die Möglichkeit. Es bestehen Lösungen heutzutage, um wirklich CO²-neutral zu werden. Und wir sind mit unseren Marketingthemen “Digitalisierung” und “Nachhaltigkeit” federführend in dem Bereich, um wirklich die Leute, speziell auch Unternehmen und die Jungen davon zu überzeugen, dass es Möglichkeiten gibt, um die CO²-Neutralität bis 2030 bzw. 2040 zu schaffen.
Canan:
Das hört sich spannend an. Wie sieht dein Arbeitsalltag oder deine Arbeitswoche aus?
Dietmar:
Sehr vollgepackt. Ich habe vier globale Standorte, das heißt, ein Standort ist in China, ein Standort ist in Indien, ein Standort ist in Florida und ein Standort ist in Nordborg in Dänemark. Ich selbst habe noch Leute hier in Hamburg sitzen. Mein Arbeitsalltag ist leider sehr stark geprägt von Meetings. Wir versuchen schon so viel wie möglich pragmatisch zu sein, um auch wirklich Lösungen zu erarbeiten, aber es gibt auch viele junge Mitarbeitende, es gibt Diversitäten, es gibt Inklusion und diese ganzen Themen versuchen wir in den Meetings abzuarbeiten, dass wir mit Leuten sprechen, um zu gucken, wie können wir Leute weiterentwickeln, wie können wir Leuten helfen, damit sie ihre Lösung auch wirklich weiterentwickeln. Wir versuchen bei uns im Unternehmen, dass die Mitarbeitenden – Thema Engagement und Empowerment – ihre Ideen auch ausleben und ausprobieren können. Das ist ein großes Bauteil meines Lebens als Führungskraft. Wie kann man Leute führen, wie kann man Leute als Rolemodel arbeiten, wie kann man den Leuten ein Feedback geben, damit die Leute besser werden, aber auch selbst Feedback bekommt? Was könnte man selbst als Führungskraft besser machen? Parallel bin ich noch Shareman von einem Bord of Directors, das heißt, …………. wo wir über das Datacentersystem arbeiten. Wir versuchen das Datacenter bis 2030 in Europa grün zu machen. Da gibt es Bordmeetings, die man regelmäßig einmal alle drei Monate hat. Und dann bin ich noch im Advisory board für ein energieintensives Unternehmen in der Papierindustrie, wo man mit nachhaltigen Lösungen Vorschläge erarbeitet. Mein Arbeitsalltag ist sehr vollgepackt und nach der Arbeit gehe ich gerne mit meinem Sohn zum Fußball und schaue zu, wie er trainiert oder gehe am Wochenende mit ihm hin und schaue mir die Spiele an.
Canan:
Zwei weitere Fragen habe ich. Zum einen hast du über die Mitarbeitenden gesprochen, dazu komme ich gleich. Zum ersten Teil, was du vorhin erzählt hast, du hast vier Standorte. Wie ist das denn? Fliegst du denn ab und zu dann da so rum zwischen den Standorten und wenn ja, wie ist das dann mit dem Thema der CO²-Neutralität?
Dietmar:
Also, wir haben ein CO²-Target in den unterschiedlichen Bereichen, auch in meinem Bereich, was wir einhalten müssen. Das ist auch schon heruntergebrochen auf die Reisen. Wir versuchen, so viel wie möglich durch die Digitalisierung über Teams zu machen, das heißt, in der virtuellen Welt. Was wir jetzt mittlerweile auch schon angegangen sind, wir haben virtuelle Brillen mit ins Spiel gebracht, dass man wirklich virtuell durch Produktionen gehen kann. Man hat das Gefühl, man sitzt in der Produktion oder man geht durch die Produktion, obwohl man eigentlich zu Hause ist. Das ist sehr spannend. Das Gleiche macht man auch mit den Meetings, die man hat. Wenn es nötig ist, versucht man natürlich hinzufliegen, wenn es ein Face-to-Face-Meeting gibt, aber wir versuchen schon, so viel wie möglich zu vermeiden und unsere CO²-Ziele einzuhalten, auch bei Reisen, um wirklich eine Vorreiterrolle einzunehmen, würde ich sagen. Ich habe es schon mal probiert, am Anfang vor 20 Jahren, dass man regelmäßig rumfliegt, etwa alle zweimal. Das schafft man nicht, keine Chance. Es ist relativ schnell eine Woche verloren gegangen und deshalb hat man konsequent versucht, über virtuelle Möglichkeiten die Themen abzuarbeiten.
Canan:
Ja, das ist immer so eine Gratwanderung, das heutzutage alles einzuhalten, aber man will ja nicht päpstlicher sein, als der Papst, finde ich. Man kann ja auch nicht einstellen, dass plötzlich alle Menschen keinen Urlaub mehr machen oder den Flieger nicht mehr nutzen, da muss man halt einen Mittelweg finden. Du hast vorhin auch von deinen Mitarbeitenden erzählt, dass ihr viele Dinge umsetzt, junge Menschen unterstützt. Was tut das Unternehmen für die Mitarbeitenden?
Dietmar:
Wir haben durch die Mischung hier in Deutschland und Dänemark – Dänemark tut sehr viel für seine Mitarbeitenden – eine sehr gute Atmosphäre, eine sehr gute Kultur. Unser Standort im Kolumbushaus direkt an der Elbphilharmonie in Hamburg zum Beispiel ist natürlich für junge Leute und Leute, die von außerhalb kommen, gleich ein Magnetpunkt. Was machen wir noch? Wir haben eine super Atmosphäre, wir bilden Leute weiter aus. Was hier normal ist, ist Homeoffice. Also, die Möglichkeiten von flexiblen Arbeitszeiten oder Teilzeitarbeit bestehen heutzutage. Man kann aber auch mal ein Jahr frei, man sagt immer so schön, ein Sabbatjahr, machen. Wir haben neuartige Büroräume. Das heißt, wir haben ungefähr 2018 mit einem Start-up-Unternehmen den “New way of working” bei uns implementiert, um das Gefühl dafür zu kriegen, wie kann man vielleicht anders arbeiten, was jetzt heutzutage Gang und gäbe ist. Man hat also heutzutage keinen festen Arbeitsplatz mehr, es gibt Obst, es gibt Kaffee, es sind Limonadengetränke da, es ist Wasser da, es gibt vor Ort Möglichkeiten, zu essen. Es gibt also viele Möglichkeiten, um wirklich diese Flexibilität auszuleben. Bei uns geht es nicht unbedingt darum, dass einer von 8 – 16 Uhr kommt, für uns ist wichtiger, was ist das Ziel, was man sich gemeinsam setzt, und wie kann man das Ziel erreichen. Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht und dadurch halt auch viel geschafft.
Canan:
Das hört sich gut an. Du hast gerade gesagt, dass die Dänen mehr machen als die Deutschen. Was genau meinst du denn damit?
Dietmar:
Wenn man sich das ganze Thema der Dokumentation mal beguckt, wir sind sehr bürokratisch aufgestellt. Die Dänen versuchen, die Bürokratie von den Mitarbeitenden wegzunehmen. Das hat den riesigen Vorteil, dass die Mitarbeitenden nicht frustriert sind. Bei mir haben wir heute zum Beispiel Probleme mit dem Rechner gehabt und den ganzen Vormittag versucht, dieses Rechnerproblem zu lösen. In Deutschland hätte man es dokumentieren müssen, hier wird schnell agiert. Das ist eine Kultur, die mir sehr gut gefällt, weil es pragmatisch angegangen wird. Man muss halt nicht alles von unten nach oben dokumentieren und dann wieder von oben nach unten runtergeben. Es frustriert die Leute, weil sie sehr viel Zeit von ihren eigentlichen Zielen verlieren, wenn man sehr bürokratisch unterwegs ist. Die Dänen haben auch viel durch die Digitalisierung geändert, dass man schnell etwas machen kann, dass man produktiv ist, dass man gewisse Sachen über eine App lösen kann. Also, ich habe heute nur ein Telefon, ein I-Phone, wo ich wirklich alles über unterschiedliche Apps machen kann. Wenn ich nochmal an die Coronazeit zurückdenke, als meine Kinder zur Schule gegangen sind, gab es eine riesige Diskussion, können wir das digital machen, wir drucken es lieber aus, legen es irgendwo in eine Garage und jeder holt sich das ab. Sehr frustrierend für die Kinder, auch für die Eltern, weil viel Zeit verloren ging.
Canan:
Das hört sich gut an, nach Spaß an der Arbeit. Wie sind denn deine Visionen für die Zukunft?
Dietmar:
Also, meine persönlichen Visionen sind, ich möchte etwas zum Positiven verändern. Ich persönlich glaube auch, dass wir immer an der Front sein müssen – auf Englisch nennen wir das “Stay ahead of the game” – und ich glaube, dass es überall Lösungen gibt. Es gibt sehr viele Leute, die im Unternehmen arbeiten, die nach 8 Jahren kontinuierlich das gleiche sagen, es geht nicht, wir haben das schonmal probiert. Ich glaube, diesen Leuten muss man helfen, weil es einfach immer unterschiedliche und neue Lösungen gibt. Das beste Beispiel ist meine Tochter, die mir grundsätzlich erklärt, wie ich das Handy am besten nutzen kann, wenn ich bei WhatsApp mal einen Chat machen muss oder wenn ich über Kamera gehen muss, die ich heute nicht mehr so gut beherrsche, und man lernt einfach von alt, jung, unterschiedlichen Geschlechtern, unterschiedlichen Nationen. Man lernt einfach super viel und ich glaube, dass man, wenn man das Thema annimmt und sich auch das Feedback geben lässt und auch Feedback gibt, da an der richtigen Stelle sehr gute Lösungen entwickeln und auch voranbringen kann.
Doris:
Ja, das Thema “Feedback geben und Feedback geben”, das ist ein ganz wichtiger Faktor, das finde ich auch. Du hast es vorhin schon erklärt und bist so ein bisschen drauf eingegangen: Engagement und Selbstwirksamkeit. Das ist das Thema eurer Mitarbeitenden und dementsprechend ist natürlich auch das Thema, dass man Feedback vom Mitarbeitenden bekommt. Die Kritikfähigkeit bei den Führungskräften und bei den Leitenden ist da natürlich auch ein ganz wichtiger Faktor. Wie ist das bei dir? Ist das so eine kameradschaftliche Art und Weise, miteinander umzugehen?
Dietmar:
Ja, ich würde sagen, es ist kameradschaftlich, aber es ist halt auch wissensorientiert. Man möchte halt Lösungen finden. Ich persönlich bin ein Freund davon, dass man sogar die Konflikte austrägt, also nicht konfliktscheu ist, denn jeder hat eine andere Meinung und das ist auch gut so. Man guckt halt, wie man faktenbasierend die beste Lösung für das Unternehmen findet. Ja, die Atmosphäre ist super und die Leute sind nett und höflich. Dänemark bringt den Vorzug mit, dass man sich mit allen unterhalten muss, bevor man eine Lösung findet. In Deutschland hätte man selbst etwas entschieden und wäre dann mit dieser Lösung rausgegangen. Das ist der riesige Vorteil bei der Kultur in Dänemark und diese Kultur trägt das Unternehmen auch in Divisionen und Segmenten runter. Ich habe da vor 8 Jahren viel gelernt, muss ich sagen, weil man regelmäßig alle zwei Jahre Feedbackrunden macht, die von den Mitarbeitenden und den Führungskräften gespiegelt werden. Aber es gibt auch die so genannten Mitarbeiterreviews, wo man unterschiedliche Mitarbeitende abfragt, womit der Mitarbeitende etwas zu tun hat, um ein Gefühl dafür zu kriegen, wo ist man denn? Was kann man verbessern? Ist man auf dem richtigen Weg? Ich glaube, so lernt man und so kommt man auch im Leben weiter, wenn man sich solchen Themen stellt und man guckt, wie man es besser machen könnte.
Doris:
Das passt auf jeden Fall extrem gut zu deiner Vision des Themas “Ich möchte etwas verändern”. Das Thema “Komfortzone” ist auch immer ein ganz wichtiger Faktor, vor allen Dingen in deutschen Unternehmen. Das Thema “Silodenken”, “Das haben wir schon immer so gemacht” und gegen Windmühlen rennen – ich sehe dich schon nicken – das ist natürlich auch ein ganz wichtiger Faktor, der bei vielen Unternehmen auch in das Thema “Mitarbeitersuche” hineinspielt oder auch bei dem Thema “Innovation”. Ich habe jetzt bei dir herausgehört, dass das doch sehr vorangetrieben wird, und ich finde auch, dass das Thema “Flexible Arbeitszeiten” eine sehr spannende Sache ist, vor allem für die jüngeren Generationen. Sie haben dann auch einfach das Notwendige, was sie sich vorstellen, wie zum Beispiel “Ich flechte meinen Beruf innerhalb meines Lebens ein” und nicht, wie es früher war, “Ich gehe arbeiten, um zu leben”. Wie, denkst du, ist bei dem Mittelstand, der sich so in Deutschland darstellt, jetzt gerade im Moment das Problem entstanden, dass eben doch schon sehr viel Fachkraftmangel vorherrscht, und was denkst du, woran es liegen könnte, dass die Unternehmen keine Mitarbeitenden finden?
Dietmar:
Also, ich glaube, dass wir uns in Deutschland die letzten Jahre so ein bisschen auf das Thema “Verwalten” eingesetzt haben, und ich glaube auch, dass speziell die jungen Mitarbeitenden, die Fachkräfte, die jetzt hier reinkommen, etwas positiv verändern möchten. Es wird oft vorgeworfen, dass sie halt auch zum Verwalten reinkommen, aber ich glaube, dass es durch diese ganze Situation mit dem Verwalten schwierig ist, Leute zu motivieren. Was ist denn das Ziel? Was wollen wir denn schaffen? Wenn ich an die letzten Bewerber in Hamburg denke, da war die erste Frage: Was wollt ihr denn verändern? Was macht ihr denn an Nachhaltigkeit? Wie stellt ihr euch denn die Nachhaltigkeit im Jahr 2030 vor? Was verändert ihr denn großartig? Ich glaube, die Leute möchten auf der einen Seite etwas machen, sie möchten die Anerkennung haben und sie möchten die Motivation haben. Sicherlich gibt es immer das Thema Fachkräftemangel, nicht nur hier in Deutschland, das gibt es mittlerweile überall, und ich glaube, dass man einfach gucken muss, was ist die Erwartungshaltung, die man selbst hat, und was ist die Erwartungshaltung des Mitarbeitenden oder des Bewerbers. In Deutschland haben wir relativ oft die “Jobprofiles”, wo der gesuchte Mitarbeitende 150 % leisten soll; also er muss eigentlich alles machen können, er muss alles verstehen können. Und diese Person gibt es ganz selten. Man muss halt auch gucken, gibt es Sachen, die er nicht so gut kann, kann man ihn dahin entwickeln? Man muss heutzutage halt auch gewisse Risiken eingehen. Risiken in dem Sinne, es treffen nur 60 % bei der Person zu, aber man traut ihr das zu, sich weiterzuentwickeln und das finde ich einfach spannend. Im Danfoss-Unternehmen war ich der Erste, der im RND-Bereich eine Dame als Seniordirektorin eingestellt hat, wo alle gesagt haben, bist du dir da sicher? Und ein Jahr später haben alle gesagt, guck mal, was die für eine Arbeit leistet, guck mal, wie sie sich macht. Das war dann auch so der erste Kick-off, wo man dann mehrere Damen im RND-Bereich gesehen hat. Fachkräftemangel ist so einfach gesagt, aber ich glaube, da gibt es auch viele Dinge, die man als Unternehmen machen kann vom Marketingbereich, wie man sich aufstellt, um auch die richtigen Leute zu bekommen und auch richtig zu motivieren.
Doris:
Ja, wir haben tatsächlich auch schon einige betreut und da gab es auch, wie du es gerade schon sagtest, das Thema der eierlegenden Wollmilchsau. Das ist immer so die Frage, brauche ich eher ein T-Shape, also jemanden, der ein breites Gemeinwissen hat, aber dafür ein sehr exzellentes Wissen in einem bestimmten Bereich, oder jemanden, der alles so mit Halbwissen kann. Das ist immer eine ziemliche Gratwanderung. Du hattest vorhin noch das Thema “Nachhaltigkeit” angesprochen und du hattest es auch gerade noch bei den Bewerbergesprächen angesprochen in der Richtung “Was möchtest du erreichen bis 2030?” Meinst du, dass der Bereich Nachhaltigkeit immer mehr an Wichtigkeit bei der Jobsuche und vor allem bei der Arbeitgeberauswahl einnimmt?
Dietmar:
Ja. Ich glaube, dass das immer mehr kommen wird, und ich glaube einfach, dass das Thema “Nachhaltigkeit” für die Jugend, die Kinder und die junge Generation wichtig ist und halt auch an der Front zu sein, um da wirklich etwas zu verändern. Wenn ich meine Kinder betrachte, die fragen, was essen wir denn? Kommt das vom Tier usw. Man achtet schon darauf, was man isst, und das ist auch gut so. Jede Generation ist anders und ich glaube, wenn man im Unternehmen das Marketing richtig macht, dass man wirklich Leute ziehen kann, die sich bewerben, wenn man das gut erklärt hat. Daran angeschlossen das Thema “Nachhaltigkeit ist Energieeinsparung”. Ich meine, heutzutage sind die Energiekosten relativ hoch. Es ist nicht nur ein Benefit für den Mitarbeitenden oder für den, der sich bewirbt. Es ist auf Dauer auch ein großer Vorteil für das Unternehmen, wenn man sich damit richtig beschäftigt. Es wird immer, in Deutschland wird es relativ oft gesehen, das Investment. Das können wir uns heute nicht leisten. Aber wenn man es gesamtheitlich betrachtet und, du hast ja schon gesagt, Doris, “think out of the box” oder außerhalb der Komfortzone, das ist genau das Thema, wo die Leute mal ein bisschen über den Tellerrand schauen sollten, was gibt es für Möglichkeiten. Und ich glaube, mit diesen Möglichkeiten kann man gute Mitarbeitende bekommen, die wirklich motiviert sind und zum Beispiel am Thema Mobilität arbeiten möchten. In unserem Kolumbushaus in Hafen-City kommen die meisten heutzutage mit der Bahn. Da ist kaum einer, der mit dem Auto hinfährt. Wenn mir das einer vor 40 Jahren erzählt hätte, hätte ich gesagt, jeder fährt mit dem Auto dahin. Das sind halt so Themen, die grün sind, und ich glaube, das ist auch das, was die Leute beschäftigt.
Doris:
Ja, das haben wir tatsächlich auch. Unser Mitarbeitender hat letztens auch gesagt, ihr habt jetzt 10 von 10 Punkten erreicht. Ich komme direkt mit der Bahn an, falle aus der Bahn raus direkt ins Büro rein und es gibt etwas zu essen vor der Haustür. Wundervoll, ich bin so begeistert. Das ist das gleiche Spiel. Grundsätzlich hast du völlig recht. Es ist aber nicht nur das Thema der Ökologie und der Ökonomie, sondern auch der Menschlichkeit. Das ist der Dreiklang des People-Planet-Profits. Das ist, glaube ich, etwas, was jedem Unternehmen auf jeden Fall wichtig sein sollte. Du hast ja relativ viel gemacht. Du bist in der Nachhaltigkeit schon mit deinem Unternehmen davor, dann mit Danfoss selber angekommen. Du hast gerade sehr viel über die Themen “Immer vorangehen”, “Raus aus der Komfortzone” und “Kritikfähigkeit” erzählt. Hast du einen abschließenden Satz für die, die hier zuhören, den du ihnen gerne mitgeben möchtest? Also, kein Roman, tatsächlich ein Satz.
Dietmar:
Mein persönliches Motto ist “Die Fähigkeit, schneller zu lernen als die Konkurrenten”. Das ist der einzige nachhaltige Wettbewerbsvorteil der Zukunft und das bezieht sich hauptsächlich auf den asiatischen Bereich und die USA. Ich glaube, für Europa wäre es echt super, wenn man das hinkriegen könnte, dass wirklich viele fähig sind, schnell zu lernen, Feedback aufzunehmen, Feedback forwards and backwards, um wirklich schnell und nachhaltig den Wettbewerbsvorteil für Europa zu generieren.
Doris:
Ja, einfach mal aus der Komfortzone heraustreten, das ist genau das Richtige. Vielen, herzlichen Dank, Dietmar. Vielen Dank für deine Gedanken und das Gespräch mit dir.
Das war’s für heute in unserem Kajütengespräch. Vielen Dank fürs Zuhören und vergesst nicht, uns zu abonnieren. Hinterlasst gerne eine Bewertung.
Hast auch du Lust, uns in einem Kajütengespräch zu erzählen, wer du bist und was du machst? Dann melde dich einfach bei uns unter : info@neue-hanse-bc.de
Bis zum nächsten Mal, bleibt neugierig und auf Wiederhören.
Canan:
Auf Wiederhören